Fußballstars mit vielen Talenten
Fußball ist unser Leben: Mit ihrer gesungenen Liebeserklärung an ihren Sport hat die deutsche Nationalmannschaft es anlässlich der Weltmeisterschaft 1974 in die deutschen Charts gebracht. Dass dabei nicht jeder Ton zum Volltreffer wurde, machte den Fans nichts aus, vor allem, wo die Hymne von Sieg auf Sieg im eigenen Land begleitet wurde, bis die deutschen Kicker als Weltmeister dastanden.
Spitzenfußball und Musik
Spitzenfußball und Musik gehörten aber schon vorher zusammen, so wie auch heute noch so mancher Kicker in der Freizeit vors Mikrofon tritt. Die Ergebnisse fallen allerdings selten so erfolgreich aus wie das WM-Lied von 1974. Dabei hatten mehrere der singenden Nationalspieler schon Erfahrung mit dem Tonstudio. "Kaiser" Franz Beckenbauer hatte seine ersten Schallplatten bereits Mitte der 1960er Jahre aufgenommen. "Gute Freunde kann niemand trennen" und "Nur du allein" zeigten eine sentimentalere Seite des Ausnahmekickers.
Torhüter Sepp Maier
Torhüter Sepp Maier startete seine musikalische Karriere 1968 mit dem Song "Die bayerische Lorelei". Gerd Müllers großes musikalisches Jahr war 1974. Außer dem WM-Lied sang er damals "Das gibt ein Schützenfest". Der Titel der B-Seite war mit "Dann macht es Bumm" genauso zutreffend, wenn auch Müllers Sangeskünste nicht mit seinem fußballerischen Talent mithalten konnten. Mit 365 Toren steht der Bayernstar bis heute unangefochten auf Nummer 1 der ewigen Torjägerliste in der Bundesliga, und bei der WM 1974 gingen mehrere entscheidende Treffer auf sein Konto - darunter das letzte Tor im Finalspiel, das die Deutschen mit 2:1 gegen die Niederländer gewannen.
Ein echter Chartstürmer aus den Reihen der Bundesliga-Kicker ließ allerdings bis 1979 auf sich warten. Der Engländer Kevin Keegan, der beim HSV die Fans begeisterte, machte außerhalb des Fußballfelds mit seiner Dauerwelle und seinem Schlager "Head over Heels in Love" von sich reden. Insgesamt hielt er sich damit 33 Wochen lang in den deutschen Charts, wobei er bis auf Platz 10 kam.
Aber auch jenseits von Pop und Schlager haben so manche Kicker sich nebenbei voller Begeisterung der Musik verschrieben. Der belgische Fußballstar Romelu Lukaku ist mittlerweile in der Welt des Rap genauso zu Hause wie auf dem grünen Rasen. Songs über seine harte Kindheit und zerbrochene Beziehungen haben ihm so berühmte musikalische Freunde wie Jay-Z und Fat Joe eingebracht.
Britischer Superstar
Der britische Superstar und langjährige England-Kapitän David Beckham hat es abseits des Fußballfelds vor allem als Werbemodel zu Ruhm gebracht. Doch außer für Unterwäsche, Parfüm und Uhren vor der Kamera zu stehen, hat er nebenbei diverse Kurzauftritte in Filmen wie "Der Mann von U.N.C.L.E" hinter sich und besitzt mit seiner als ehemaliges Spice Girl und Modedesignerin berühmten Frau Victoria ein Weingut.
Andere Fußballgrößen ziehen es vor, ihre Talente in Bereichen ohne Riesenpublikum unter Beweis zu stellen. Für Starkicker Neymar gehört dazu eine Leidenschaft fürs Pokerspielen. Das Spiel, bei dem es in erster Linie auf mathematisches Können und auf Psychologie ankommt, ist seit Jahren seine bevorzugte Art, sich zu erholen. Beim Texas Hold' em spielen ist er sogar in Trainingspausen und in Halbzeiten zu finden. Am Live-Tisch war er mittlerweile auch bei der World Series of Poker vertreten.
Ebenfalls Pokerfan ist auch der deutsche Max Kruse, der unter anderem Stefan Raabs Pokernacht auf Pro 7 gewonnen hat.
Etliche Profikicker haben sportliche Hobbys, bei denen sie ihre Fitness unter Beweis stellen. Bastian Schweinsteiger, der bis 2016 Stammspieler im deutschen Nationalkader war, gilt als begeisterter und zudem begabter Skiläufer.
Bayern-Star und Pferdenarr Thomas Müller, der sich noch vor wenigen Jahren nach dem Fußball eine Karriere als Springreiter vorstellen konnte, hat diesen Gedanken mittlerweile aufgegeben. Aber die Vierbeiner machen dennoch einen großen Teil seiner Welt aus. Müller betätigt sich seit Jahren gemeinsam mit seiner Ehefrau Lisa als Pferdezüchter. Die Turniere überlässt er allerdings der Dressurreiterin.
Sportlich liebt es auch Jerome Boateng in seiner Freizeit - und zwar, was die Mode anbelangt. Der Kicker und Influencer hat bereits vor einigen Jahren seine erste Kollektion herausgebracht, die seinen persönlichen Modestil massentauglich machte.
Petr Cech
Eine Profisportkarriere war dem Welttorhüter Petr Cech nicht genug. Der tschechische Goalkeeper, der den Großteil seiner Fußballerlaufbahn beim FC Chelsea und beim FC Arsenal verbracht hat, entschied sich nach dem Ende seiner aktiven Fußballerzeit 2019 für einen Sport, den er als Kind geliebt hatte. Cech heuerte beim viertklassigen britischen Club Guildford Phoenix an - als Goalie im Eishockey.
Wie Thomas Müller ist Michael Owen ein Pferdenarr. Im Gegensatz zu dem Münchner hat der in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren als einer der besten Stürmer der Welt gefeierte Owen tatsächlich eine aktive Karriere im Reitsport in Angriff genommen. Der 89-fache englische Nationalspieler hatte sein erstes Rennen als Jockey in Ascot, dem wohl berühmtesten Ort im Pferdesport.
Nationaltürhüter und Werder Bremen-Star Tim Wiese stieg vom kontaktlosen Sport auf das komplette Gegenteil um. Er legte an Muskeln zu, was nur ging, und kletterte unter dem Spitznamen "The Machine" 2016 erstmals in den offiziellen Wrestling-Ring.
Leichtfüßigkeit und Eleganz standen hingegen für Ilhan Mansiz bei seiner zweiten Sportkarriere im Vordergrund. Vier Jahre, nachdem er den Fußball wegen einer Knieverletzung aufgeben musste, stieg er erstmals als Eiskunstläufer auf die Kufen.
Fußball und Beachvolleyball unter einen Hut zu bringen war für den Ex-Dortmunder Ivan Perisic kein allzu großes Problem, weil sein Zweitsport sich in erster Linie auf den Sommer und damit die Pause im Fußball konzentrierte.
Dass er in anderen Sportarten ebenfalls zur Spitze zählte, hat der ehemalige Bayern-Spieler Bixende Lizarazu mühelos unter Beweis gestellt. 2009 fügte der Franzose seinen Fußballtriumphen den Europameistertitel im Brazilian Jiu Jitsu hinzu.
Andrey Shevchenko
Ganz so weit brachte Andrey Shevchenko es in seiner zweiten Sportlaufbahn zwar nicht, aber mit einem zweiten Platz bei den ukrainischen Landesmeisterschaften im Golf stellte er eindrücklich unter Beweis, dass seine Talente auf dem Grün sich nicht nur auf König Fußball beschränkten.
Esports sind ein weiteres Feld, auf dem sich zahlreiche Fußballstars profiliert haben. An erster Stelle steht dabei die Fußballsimulation FIFA, die auf der Konsole weltweit Millionen von Fans hat. In den Reihen der Superstars unter den traditionellen Kickern entspannen sich unter anderem Lionel Messi, Mesut Özil, Marius Goetze und Marco Reus beim Daddeln auf der Playstation. Doch auch andere Videospiele begeistern die Kicker. Neymar spielt neben Poker und FIFA mit Vorliebe das Strategiespiel "Fortnite". Antoine Griezman teilt dieses Hobby, genau wie Weltmeister Andrea Pirlo, der mittlerweile gleich in mehreren "Fortnite"-Teams auf halbprofessioneller Ebene an der Konsole gespielt hat.
Fußball mag ihr Leben sein, aber eben nicht das gesamte. Und Talente brach liegen zu lassen, fällt anscheinend den wenigsten erfolgreichen Sportlern ein.